Wie spreche ich über Suizidgedanken?
Über eigene Suizidgedanken zu sprechen erleichtert. Sie machen sich aber vielleicht Sorgen, was die andere Person denken oder wie sie reagieren wird, sind nervös beziehungsweise schämen sich. Sie möchten eventuell lieber nicht das „Risiko“ eingehen, darüber zu reden. Es ist jedoch sehr wichtig, dass Sie bei Suizidgedanken Hilfe suchen und annehmen.
Suizidgedanken auszusprechen hilft
Das Thema Suizid ist in unserer heutigen Gesellschaft noch immer ein Tabuthema. Manchen Menschen fällt es schwer, sich auf ein Gespräch über Suizidgedanken bzw. -absichten einzulassen. Das Gespräch mit einer Person, die Sie vertrauensvoll unterstützt, kann Ihnen sehr helfen und erleichternd sein! Betroffene berichten, dass die Suizidgedanken nach einem hilfreichen Gespräch abnahmen, sie besser schliefen und hoffnungsvoller waren. Es lohnt sich, darüber zu sprechen.
Mit wem kann ich sprechen?
Wenden Sie sich an jemand, dem Sie vertrauen: aus dem Freundeskreis, der Familie oder an eine professionelle Helferin/einen professionellen Helfer. Sie können auch eine Notrufnummer oder ein Krisentelefon kontaktieren. Ansprechstellen finden Sie unter Krisentelefone und Notrufnummern sowie unter Kriseneinrichtungen und psychosoziale Hilfsangebote. Suchen Sie sich jemanden, mit dem Sie offen und ehrlich sprechen können und dem Sie vertrauen.
Was soll ich sagen?
Nehmen Sie sich die Zeit, bis Sie bereit sind, über Ihre Probleme zu sprechen. Versuchen Sie zu formulieren, was Sie beschäftigt. Erzählen Sie, wie sehr Sie kämpfen und wie Sie sich wirklich fühlen. Sprechen Sie ehrlich und klar aus, wie es Ihnen geht. Reden Sie auch über Ihre suizidalen Gedanken und Gefühle.
Über Suizid sprechen: Gesprächstipps
Über Suizid und Suizidgedanken sprechen, ist sehr wichtig. Ein Gespräch kann Sie enorm entlasten. Viele Betroffene berichten, dass der Leidensdruck abnimmt, die Suizidgedanken weniger stark und häufig werden, sie besser schlafen und wieder mehr Hoffnung haben, wenn sie über Suizid und Suizidgedanken sprechen. Gespräche helfen, weil es einfach guttut, wenn jemand zuhört, und weil man beim Sprechen die Gedanken ordnen kann. Manchmal hat das Gegenüber vielleicht auch eine hilfreiche neue Sichtweise oder Idee.
Viele sind unsicher, wie man über Suizid sprechen kann.
Themen wie Lebenskrise, Lebensmüdigkeit und Suizidgedanken sind in unserer Gesellschaft tabuisiert. Es ist normal und verständlich, wenn Sie unsicher sind, wie Sie über Suizid sprechen können, und wenn Sie fürchten, andere damit zu erschrecken. Das Thema Suizid macht Angst und kann tatsächlich überfordern. Berichte von Betroffenen zeigen, dass das Umfeld alle möglichen Reaktionen zeigt: Schock oder Hilflosigkeit, aber auch Verständnis, Zuwendung, ja sogar Erleichterung, dass das Thema endlich angesprochen wird. Denn viele Personen aus dem Umfeld von Menschen mit Suizidgedanken spüren zwar, was los ist, fürchten sich aber davor, das Thema anzusprechen, weil sie nicht wissen, was sie damit bei Ihnen auslösen könnten.
Vor dem Gespräch über Suizdgedanken:
Wählen Sie einen guten Rahmen
Es muss nicht immer als Erstes ein Gespräch im eigenen Umfeld sein. Falls Sie denken, niemand in Ihrem Umfeld sei geeignet, können Sie sich an öffentliche oder auch kirchliche Beratungsstellen wenden. Sie können mit den Beratenden offen über Ihre Gedanken und Ihre Situation sprechen – diese sind auf solche Gespräche vorbereitet. Sie werden Sie unterstützen, ohne eigenmächtig etwas zu unternehmen. Suchen Sie eine Vertrauensperson. Wenden Sie sich an jemanden, dem Sie vertrauen und dem Sie zutrauen, mit dem Gehörten umgehen zu können. Es müssen nicht immer die Personen im nächsten Umfeld sein, manchmal fällt es leichter, mit jemandem zu sprechen, der etwas Abstand hat.
Suchen Sie einen geeigneten Zeitpunkt. Gespräche über persönliches Leid nehmen einige Zeit in Anspruch. Beginnen Sie also nie ein Gespräch, wenn Sie oder Ihr Gegenüber nach zehn Minuten wieder los müssen. Manchmal hilft es zu fragen, wann die Person Zeit für ein Gespräch hat.
Suchen Sie einen geeigneten Ort. Sorgen Sie dafür, dass Sie ungestört sind und sich beide Gesprächspartner wohlfühlen. Vielen Menschen fällt es im Gehen leichter, über schwierige Dinge zu sprechen. Allenfalls könnte ein Waldspaziergang eine gute Gelegenheit sein. Schalten Sie Ihr Mobiltelefon aus.
Mit diesem Wissen fällt es leichter, über Suizid zu sprechen
Das Schweigen zu brechen entlastet und schützt. Die meisten Menschen in Lebenskrisen mit Suizidgedanken leiden auch unter der Einsamkeit, die entsteht, weil sie Angst haben, sich mitzuteilen. Das Gespräch zu suchen und die Isolation zu durchbrechen wird in aller Regel als große Erleichterung empfunden. Der Drang der Suizidgedanken nimmt häufig ab.
Auch für Ihr Umfeld wird es einfacher, wenn Sie das Gespräch suchen. Wenn Sie über Ihre Gefühle sprechen und versuchen zu benennen, was Ihnen helfen könnte, geben Sie Ihrem Umfeld eine Handlungsmöglichkeit. Viele Menschen im Umfeld von Menschen mit Suizidgedanken spüren, dass etwas nicht stimmt, und würden gerne helfen, wissen aber nicht wie.
Wenn Sie sich an eine vertraute Person aus Ihrem privaten Umfeld wenden, die Sie und Ihre Situation gut kennt und der Sie vertrauen, oder auch an eine Fachperson wie z.B. Ihre Hausärztin, Ihren Psychologen, einen Berater usw., können sie direkter auf das Thema Suizidgedanken zu sprechen kommen.
Im Gespräch:
Versuchen Sie, verständlich zu machen, wie es Ihnen geht. Ihr Gegenüber kann Ihre Gedanken nicht lesen und Ihre Gefühle nicht spüren. Je mehr Sie von sich erzählen, umso leichter fällt es Ihrem Gegenüber, Verständnis zu entwickeln. Verstanden zu werden entlastet.
Eigene Grenzen ernst nehmen. Wenn Sie spüren, dass Ihnen alles zu viel wird, können Sie das Gespräch jederzeit abbrechen. Sie können sagen: «Ich merke, dass mir gerade alles zu viel wird. Ich würde lieber ein anderes Mal darüber sprechen.
Benennen Sie Ihre Suizidgedanken: Wenn Sie Ihrem Gegenüber zutrauen, damit umgehen zu können, sollten Sie die Suizidgedanken direkt ansprechen. Betroffene berichten häufig, sie hätten das Gespräch gesucht und Andeutungen gemacht, auf die Ihr Gegenüber nicht eingegangen sei. Dies könnte daran liegen, dass die Andeutungen zu vage waren und die Gesprächspartner sich auch nicht getrauten, nach Suizidgedanken zu fragen.
Das ist hilfreich
Schweigen aushalten. Im Gespräch über schwierige Situationen fehlen manchmal allen die Worte. Lassen Sie Pausen und Schweigen zu.
Ärgern Sie sich nicht über unbrauchbare Lösungsvorschläge. In der guten Absicht, Ihnen helfen zu wollen, macht Ihnen Ihr Gegenüber vielleicht viele Lösungsvorschläge, die Ihnen im Moment gar nicht weiterhelfen. Versuchen Sie, die gute Absicht hinter den Ratschlägen zu sehen.
Rückmeldungen geben. Sie können davon ausgehen, dass Ihr Gegenüber unsicher ist, ob er oder sie sich im Gespräch richtig verhält. Sagen Sie es, wenn Sie sich wohlfühlen, das erleichtert das Gespräch.
Wenn möglich: um praktische Hilfe fragen: Nicht immer spürt man im Moment einer Krise, was einem guttut und wie einen andere entlasten könnten. Denken Sie daran, dass auch Unterstützung in Haushalt oder Kinderbetreuung eine Erleichterung bringen kann. Wenn Sie wissen, was Ihnen helfen könnte, dann teilen Sie dies dem Gegenüber mit: Zu wissen, wie man Sie unterstützen kann, ist hilfreich. Sie können auch darum bitten, dass Ihr Gegenüber Sie dabei unterstützt, professionelle Hilfe zu finden.
Die Grenzen des Gegenübers akzeptieren. Im Idealfall treffen Sie bei Ihrem Gegenüber auf ein offenes und verständnisvolles Ohr. Es kann aber auch sein, dass die andere Person überfordert ist. Dies zeigt sich ganz unterschiedlich. Es gibt Menschen, die in der Überforderung gar nichts mehr sagen, andere weinen oder fangen sogar an zu schimpfen. Nicht selten lachen Menschen, wenn ihnen alles zu viel wird. Lassen Sie sich von solch unangemessenen Reaktionen nicht entmutigen. Auch wenn es schwer fällt: Respektieren Sie die Grenzen Ihres Gegenübers. Vielleicht ist dies auch der Moment, sich an Fachpersonen zu wenden.
Gespräche sind selten die alleinige Lösung. Mit den Menschen in Ihrem Umfeld zu sprechen ist sicher entlastend und wichtig. Suizidgedanken deuten auf großes Leiden hin. Je nachdem wo die Gründe für Ihr Leiden liegen, gibt es andere Fachleute, die Ihnen helfen können.
Angst vor einer Klinikeinweisung
Manchmal behalten Menschen ihre Suizidgedanken für sich, weil sie fürchten, wenn sie Suizidgedanken aussprechen, drohe ihnen eine Einweisung in eine Klink gegen ihren Willen. Die sogenannte fürsorgerische Unterbringung kann in sehr seltenen Fällen tatsächlich angeordnet werden, nämlich wenn man davon ausgehen muss, dass sich die betroffene Person innerhalb der nächsten Minuten oder Stunden tatsächlich etwas antun wird. Suizidgedanken tauchen aber häufig auf, ohne dass die betroffene Person akut gefährdet ist. In dieser Situation wird auch niemand gegen seinen Willen in eine Klinik eingewiesen. Je nach Situation, in der sich jemand befindet, kann aber der freiwillige Eintritt in eine Klinik oder ein Kriseninterventionszentrum den Leidensdruck senken und Sicherheit für sich selbst schaffen.
Brauchen Sie Hilfe?
Kreisen Ihre Gedanken um Suizid? Sprechen Sie mit jemandem darüber: Die Telefonseelsorge bietet eine anonyme Beratung, telefonisch, online oder persönlich. Sie erreichen sie unter den kostenlosen Telefonnummern 0800/1110111 und 0800/1110222 sowie online unter telefonseelsorge.de